Samstag, 13. Februar 2010

Getting Married In India

Ein elektrotechnisches Institut in Indien unterscheidet sich, was die Frauenqoute angeht, kaum von einem deutschen. Mein Kollegenkreis besteht auch hier ausschliesslich aus Maennern. Der offensichtliche Nachteil, naemlich die komplette Abwesenheit weiblichen Charmes waehrend der Teepausen und anderer sozialer Zusammenkuenfte, wird fuer mich als objektiver Beobachter durch die Teilnahme an, nicht durch weibliche Praesenz gefilterte, Maennergespraechen wieder kompensiert.
Das Alter meiner Kollegen bewegt sich so zwischen 25 und 35 Jahren. Je nach Herkunft wird man als Mann zwischen 25 und 30 Jahren heiraten. Dieser Umstand macht es fuer einen 30 jaehrigen Kollegen aus Gujarat etwas verzwickt. Und zwar ist das typische Heiratsalter in diesem Staat bei 25 und zum anderen hat er als aelterer Bruder so etwas, wie eine moralische Pflicht gegenueber seinem juengeren Bruder sich zu vermaehlen, da dieser traditioneller Weise erst nach dem aelteren Bruder heiratet (waere ja bloed wenn der aeltere garnicht heiraten will). Ausserdem sollte der Mann zum Zeitpunkt des Heiratsantrags ein sicheres und hohes Einkommen und einen Job haben.
Bei besagten Kollegen war dann der Ablauf folgendermassen: Die Eltern halten nach einer passenden Braut fuer ihren Son Ausschau. Religion, Herkunft, Alter (die Frau sollte wenigstens 1-2 Jahre juenger, als der Mann sein), Bildungsgrad, Kastenzugehoerigkeit usw. sind die entscheidenden Kriterien. Gefunden werden die potentiellen Kanditatinnen entweder im Bekanntenkreis oder auch einfach im Internet (z. B. www.shaadi.com durchaus einen Blick wert). Da es bei ihm also eilt, bekam er einen Anruf seines Vaters aus Gujarat, er solle kurzfristig ein Flugticket buchen. Die Eltern hatten einen viertaegigen Kennenlernmarathon organisiert.
Wir kommen nun zur Kennenlernphase nachdem also die wichtigsten Eckdaten geklaert sind. Es wird also ein Treffen zwischen den Familien, typischerweise bei der Familie der Frau, arrangiert. Mann und Frau sehen sich hier zum ersten mal (falls sie sich nicht schon aus dem naeheren Bekanntenkreis kennen) bei einem Tee mit den moeglichen zukuenftigen Schwiegereltern. Man verabschiedet sich dann freundlich voneinander und teilt den Eltern mit, ob man sich ein Leben mit dem anderen vorstellen koennte (Scheidungen kommen fast kaum vor- selten mal in urbanen Regionen).
Mein Kollege kam dann nach ein paar Tagen zurueck und musste nun Sir bei einem Tee erzaehlen, wann und wen er nun heiratet. Soweit ich weiss, wartet er noch auf eine Antwort seiner Favouritin.
So wie ich das bisher mitbekommen habe, haben ca. 50% der Unverheirateten (an der E-Technik Fakultaet also 5%) eine Freundin oder einen Freund, wobei in den meisten Faellen die Eltern den "passenden" Partner finden. Das fuehrt dann oft zu etwas tragischen Faellen, wie im Fall meiner Freundin Soma, die ihren Boyfriend nicht heiraten darf (daher vielleicht auch der wahnsinnige Hang zu Kitsch). Es war trotzdem echt witzig zu sehen, als der Kollege wiederkam und sich im Labor eine riesige Traube von Ingenieuren um ihn bildete, die alle Geschichten hoeren und und nach Moeglichkeit Bildern sehen wollten.

1 Kommentar:

  1. der absolute hit, oder?
    eieiei, uns gehts auch viel zu gut

    grüße, mirsch

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