Donnerstag, 18. Februar 2010

Sir's Party


Der Umstand, dass uns der Kollege Anandrup Das in richtung Norwegen fuer eine postdoc Arbeitsstelle verlassen hat, war in den letzten zwei Wochen Grund fuer viele Parties in verschiedenen Restaurants der Stadt. Die Vorzuege indischen Essens habe ich ja nun schon mehrfach gepriesen. Diese ausseruniversitaeren Gaumenfreuden sind immerwieder eine angenehme Abwechslung vom guten, aber etwas eintoenigen (es existiert ein unumstoesslicher Plan fuer jeden Wochentag also jeden beispielsweise Dienstag genau das Selbe), Mensaessen. Jedenfalls lud der Professor, Gopakumar Sir, am vergangenen Sonnabend Abend zu einem suedindische Dinner in sein Haus ein.







Fuer mich war das natuerlich sehr interessant, mal einen Einblick in einen indischen Familienhaushalt zu bekommen. Das Haus liegt in einer guten Wohngegend und hat eine Grundflaeche von vielleicht 80-100 m^2 und ist zweistoeckig. Im

















Erdgeschoss befinden sich die Kueche, ein Esszimmer, eine Toilette, ein Schlafzimmer und gleich nach der Eingangstuer so eine art Gesellschaftsraum mit einem kleinen Tisch und Sofas und Sesseln. Waehrend wir, platziert in jenem gemuetlichen Gesellschaftsraum, beratschlagten, welche Winterjacke der Kollege Das am besten kaufen solle und Horrorszenarien ueber den nordischen Winter propagiert wurden, bereiteten die Frau des Profs und eine seiner beiden Toechter das Essen zu und platzierten es dann auf dem Esstisch im Nebenzimmer.




Dazu reichte der Prof dann seine gute Flasche Cognac herum (echt gutes zeug!!). Nach dem Essen, an welchem die Frauen nicht teilnahmen, zeigte er uns dann noch die zweite Etage seines Hauses, wobei ein Highlight ein speziel angefertigter Fernsehsessel war, dessen Armlehnen soweit verlaengert waren, dass man seine Fuesse darauf ablegen konnte und das andere ein ca. 5 m^2 grosser Raum mit einer Deckenhoehe von bestimmt 3 m, welcher ein Schaukelkonstruktion beherbergte, auf welcher der Prof wie er sagte gerne am Abend entspanne.






















Samstag, 13. Februar 2010

Getting Married In India

Ein elektrotechnisches Institut in Indien unterscheidet sich, was die Frauenqoute angeht, kaum von einem deutschen. Mein Kollegenkreis besteht auch hier ausschliesslich aus Maennern. Der offensichtliche Nachteil, naemlich die komplette Abwesenheit weiblichen Charmes waehrend der Teepausen und anderer sozialer Zusammenkuenfte, wird fuer mich als objektiver Beobachter durch die Teilnahme an, nicht durch weibliche Praesenz gefilterte, Maennergespraechen wieder kompensiert.
Das Alter meiner Kollegen bewegt sich so zwischen 25 und 35 Jahren. Je nach Herkunft wird man als Mann zwischen 25 und 30 Jahren heiraten. Dieser Umstand macht es fuer einen 30 jaehrigen Kollegen aus Gujarat etwas verzwickt. Und zwar ist das typische Heiratsalter in diesem Staat bei 25 und zum anderen hat er als aelterer Bruder so etwas, wie eine moralische Pflicht gegenueber seinem juengeren Bruder sich zu vermaehlen, da dieser traditioneller Weise erst nach dem aelteren Bruder heiratet (waere ja bloed wenn der aeltere garnicht heiraten will). Ausserdem sollte der Mann zum Zeitpunkt des Heiratsantrags ein sicheres und hohes Einkommen und einen Job haben.
Bei besagten Kollegen war dann der Ablauf folgendermassen: Die Eltern halten nach einer passenden Braut fuer ihren Son Ausschau. Religion, Herkunft, Alter (die Frau sollte wenigstens 1-2 Jahre juenger, als der Mann sein), Bildungsgrad, Kastenzugehoerigkeit usw. sind die entscheidenden Kriterien. Gefunden werden die potentiellen Kanditatinnen entweder im Bekanntenkreis oder auch einfach im Internet (z. B. www.shaadi.com durchaus einen Blick wert). Da es bei ihm also eilt, bekam er einen Anruf seines Vaters aus Gujarat, er solle kurzfristig ein Flugticket buchen. Die Eltern hatten einen viertaegigen Kennenlernmarathon organisiert.
Wir kommen nun zur Kennenlernphase nachdem also die wichtigsten Eckdaten geklaert sind. Es wird also ein Treffen zwischen den Familien, typischerweise bei der Familie der Frau, arrangiert. Mann und Frau sehen sich hier zum ersten mal (falls sie sich nicht schon aus dem naeheren Bekanntenkreis kennen) bei einem Tee mit den moeglichen zukuenftigen Schwiegereltern. Man verabschiedet sich dann freundlich voneinander und teilt den Eltern mit, ob man sich ein Leben mit dem anderen vorstellen koennte (Scheidungen kommen fast kaum vor- selten mal in urbanen Regionen).
Mein Kollege kam dann nach ein paar Tagen zurueck und musste nun Sir bei einem Tee erzaehlen, wann und wen er nun heiratet. Soweit ich weiss, wartet er noch auf eine Antwort seiner Favouritin.
So wie ich das bisher mitbekommen habe, haben ca. 50% der Unverheirateten (an der E-Technik Fakultaet also 5%) eine Freundin oder einen Freund, wobei in den meisten Faellen die Eltern den "passenden" Partner finden. Das fuehrt dann oft zu etwas tragischen Faellen, wie im Fall meiner Freundin Soma, die ihren Boyfriend nicht heiraten darf (daher vielleicht auch der wahnsinnige Hang zu Kitsch). Es war trotzdem echt witzig zu sehen, als der Kollege wiederkam und sich im Labor eine riesige Traube von Ingenieuren um ihn bildete, die alle Geschichten hoeren und und nach Moeglichkeit Bildern sehen wollten.

Samstag, 6. Februar 2010

One Culinary Day At IISC

Es gibt insgesamt 3 Mensen. Mensa A mit suedindischem und ausschliesslich vegetarischem Essen, meine Mensa B mit nordindischem und sowohl vegetarischen, als auch nichtvegetarischem Essen und Mensa C mit suedindischen vegetarischem und nichtvegetarischem Essen. Bei den gemischten Mensen gibt es dann einen Bereich, welcher nur Vegetariern vorbehalten ist. In der gemischten Mensa, wie meiner gibt es zwei Essenausgaben (ebenfalls in veg und nonveg getrennt), welche allerdings das selbe Essen ausgeben. Die nonveg Beilage ist dann meistens ein Stueck Huenchen, Lamm, Fisch oder oft auch einfach ein gekochtes Ei. Man bekommt in der Mensa Fruehstueck, Mittag, Cafe und eine Suessigkeit und Abendessen. Zum Abendkaffee oder Tee gehen wir allerdings (meistens mit Sir) ins Campuskaffee. Dazu essen wir dann meistens auch eine Kleinigkeit.

Also ich fange mal mit dem Fruehstueck (ca. 8 Uhr) an. Fuer ein paar Rupis bekommt man auch ein Omelett gebraten.


Vormittagstee (gegen 11 Uhr) am Department mit den Kollegen. Wir sind das einzige Department am Institut mit eigener Teestube, die von einem aelteren Herren und seinem Sohn betrieben wird (Foto liefere ich morgen nach).

Zum Mittag (ca. 13:30 Uhr) dann immer Reis, Roti (indisches Fladenbrot), dazu Daal (gelbe Linsen), Chana (Erbsen sehr wuerzig), Buttermilk (muss ich nicht erklaeren oder?) und je nachdem ein Ei, Fisch oder ein Stueck Fleisch (was man eher als Knochen mit Fleischresten bezeichnen kann). Insgesamt ist das alles sehr lecker, nur leider etwas eintoenig auf die Dauer. Gegessen wird prinzipiell mit den Haenden. Dabei sollten die Handflaechen theoretisch sauber bleiben. Ich bevorzuge einen Loeffel.

Abendtee mit Sir gegen ca. 18 Uhr.

Abendessen gegen 21 Uhr.

Nachttee gegen 24 Uhr. Von diesen Kaffees gibt es drei bis vier insgesammt auf dem Campus. Man kann hier kleine Snacks und Getraenke kaufen. Dieser hier ist 1 Minute vom Hostel entfernt. Bevor man also speat vom Labor ins Hostel kommt, kann man den Tag hier gediegen ausklingen lassen (leider duerfen die kein Bier verkaufen).

An dieser Stelle sei euch unbedingt der 'Saftladen' meines Vertrauens erwaehnt mit dem besten Papayasaft jenseits der Spree. Im Maerz startet die Mangosaison. Das wird gut!!A

An Evening With Klaus Meine

Am Abend des Republic Days hatte die Mensa geschlossen und die Kollegen entschieden ins Viking Family Restaurant zu gehen. Dazu fragte ich Dennis, ob er mitkommen wolle.
Dennis ist ein Doktorand aus Bochum und mittlerweile leider schon wieder nach Hause gefahren. Wir sind hier abundzu zusammen in die Stadt gefahren und haben es uns bei fleischhaltiger Festnahrung und Bier gutgehen lassen. Da die meisten Inder Vegetarier sind und in der Mensa nur sehr wenig Fleisch zum Essen zubereitet wird, sind solche Abende dem europaeischen Essgewohnheiten geschuldet und abundzu noetig.
Dennis und ich bei Kaffeepause beim Campus Cafe
wir an besagtem Abend

Bei einer Raucherpause mit Dennis vor dem Restaurant lernten wir Gheeta und Radjabos kennen. Die beiden hatten auch einen Tisch und luden uns auf ein Bier ein. Die Kollegen sind dann nach Hause gefahren und wir unterhielten uns noch mit den beiden ueber Deutschland und Indien. Radjabos war vor ein paar Jahren in Stuttgart gewesen und konnte ein paar Worte deutsch sprechen (es kommt oft vor, dass man auch auf dem Campus Leute trifft, die fuer eine laengere Zeit in Deutschland studiert haben). Er erzaehlte, das er jede Woche die deutsche Welle hoert und auch was Filme und Musik angeht, unserer Kultur zugeneigt ist.
Gheeta und Radjabos an besagten Abend

Dabei wurde dann viel Alkohol in form von Whiskey konsumiert und Radjabos schwadronierte ueber die Skorpions als einen der groessten Beitraege zur Rockmusik. Nachdem dann nach der Sperrstunde (23:30 Uhr) die letzten Schlucken Whiskey konsumiert waren, bestand er darauf, uns in Gheetas Auto nach Hause zu fahren. Da um diese Zeit die Strassen leer sind, liessen Dennis und ich uns darauf ein und stiegen ins Auto. Schon beim losfahren wurde klar, dass Gheeta um ihr Auto fuerchten musste nachdem Radjabos die Skorpios CD eingelegt hatte und gefuehlte 20 mal versuchte im 5. Gang rueckwaerts aus seiner Parkluecke rauszufahren. Wir kamen dann unbemerkt von der Polizei nach einer recht holprigen Fahrt am Security Gate unseres Instituts an und wollten eigentlich nur noch den Wagen verlassen. Radjabos bestand allerdings darauf, uns direkt vor unser Hostel auf dem Campus zu fahren. Die Sicherheitsleute am Gate waren zu diesem Zeitpunkt mit einem Gesichtsausdruck von zwischen Irritation und und Belustigung bereits auf uns aufmerksam geworden. Beim Versuch auf der Strasse zu wenden, um gerade auf das Gate zuzufahren, bekam unser Fahrer qeurstehend auf der Strasse wieder ein Problem mit dem Rueckwaertsgang. Waehrend er also Anstrengungen unternahm den richtigen Gang zu finden, rollten wir langsam rueckwaerts die gewoelbte Strasse hinab auf einen "Buergersteig" zu. Durch den leichten Aufprall des rollenden Autos auf diesen loeste sich jedenfalls die linke Seite der hinteren Stossstange und schliff von nun auf dem Boden. Trots unserer Beteuerungen, auch zum Hostel laufen zu koennen, fuhr Radja begleitet von einem boesartigen Schleifgeraeusch auf das Gate zu, welches die Securities nach Vorlage meines Ausweises widerwillig oeffneten. Beim erstbesten Hostel angekommen stiegen wir dann aus und beobachteten die beiden beim rausfahren aus dem Campus. Der Wagen stoppte dann bei den Securities, was wir aus der Ferne beobachteten und fuhr nach ca 5 Minuten wieder an. Dann krachte es laut, die Frontseite des Autos zollte Radjas Zustand nun genau wie das massive Stahltor ihren Tribut. Daraufhin sahen wir nur, wie Gheeta ihn aus dem Auto schmiss und losfuhr. Wir sind dann nochmal zu ihm hin und fragten, ob er denn jetzt noch nach hause kaeme, worauf er sagte, dass sie nur das Auto wenden wollte.
Dennis und ich beschlossen den Abend dann im Campus Cafe, welches bis 2 Uhr nachts geoeffnet ist, bei einem Tee und wuenschten Radja einen "wind of change" in seinem Verhaeltnis zu Gheeta.

campus and sports

Ganz wesentlich kann man seine Freizeit auf dem Campus mit verschiedenen sportlichen Aktivitaeten verbringen. Zu den beliebtesten Sportarten zaehlen hier Crickett, Polo, Badminton und Tischtennis. Ich habe mich im Januar beim Crickett mit den Kollegen versucht. So richtige Spannung kam allerdings nicht auf. Immerhin kann ich behaupten, den Ball ein paar mal mit dem Schlaeger getroffen zu haben. Ein Spiel kann bis zu mehreren Stunden dauern, wovon man sich allerdings nur einen sehr geringen Teil wirklich bewegt. Soweit verbringe ich den sportlichen Teil meiner Freizeit mit Schwimmen und Fussball.
Der Swimming Pool ist ca. 2 Minuten von meinem Department entfernt und in hygienisch gutem Zustand.
der Swimming Pool (50m Bahn)
mann sollte mittags gehen, da sonst das Wasser ziemlich kalt ist

Fussball macht hier auch spass, wobei das Ganze eine recht staubige Angelegenheit ist. Beim Fussball sind auch noch zwei nigerianische Studenten, mit denen es grossen Spass macht zu spielen.
Umkleidekabine

the holy ground

Manchmal finden auch groessere Events statt. So bin ich zum "Republic Day" beim "Good Will Run" mitgelaufen und konnte mir mit Platz 8 ein T-Shirt sichern. Das ganze startete um 6:30 Uhr (aechz).
ein Selbstportrait um 6 kurz vor dem Start des "Good Will" Laufes
man erkennt deutlich die Schlafseite im Gesicht

Mittwoch, 3. Februar 2010

Party the indian way

Einfuehrend sollte der Begriff "Party", wie er hier gebraucht wird geklaert werden. Eine Party besteht darin, dass man gemeinsam mit den Kollegen abends essen geht und dazu etwas trinkt. Nur die Haelfte der Kollegen drinkt Alkohol. Die andere Haelfte laesst es sich gut gehen. Das Essen selber ist fantastisch und nicht zu knapp bemessen. Ich hatte jedenfalls die Lacher auf meiner Seite, als ich nach der Vorspeise, welche ich fuer den Hauptgang hielt, nach dem Dessert gefragt habe. Das Essen wird dann in kleinen Schuesseln und mit Brot und Reis serviert und dann bruederlich geteilt.
(von links nach rechts: Roschan, Deepak, Chintan, Rijil, Prasanna und ich)
Nach dem Essen geht es dann haeufig nochmal ins Labor, wo wir uns dann ueber den Beamer einen Film angucken.
(dieses Bild spiegelt leider nur unzureichend die durchaus vorhandene Gemuetlichkeit und Geselligkeit im Labor nach 23 Uhr wider)
Mit der Verleihung des Doktortitels an Das in der naechsten Woche steht dann eine ganze Reihe solcher Events ins Haus, was dann seinen kroenenden Abschluss, also einem ausgiebigen Fressgelage bei Sir enden wird.